25.03.2022, 23:44
Minas Morgul
Einst Minas Ithil, Turm des Mondes, genannt, wurde die Stadt nach dem Untergang Numénors von Isildur errichtet. Als Stadt wie Festung gedacht, war Minas Ithil größer und stärker, als die Schwesternstadt Minas Arnor, Turm der Sonne, welche Elendils jüngerer Sohn und Isildurs Bruder, Anárion, an den östlichen Hängen des Mindolluin erbaute. Da sie auf einem Felssockel in dem Tal errichtet worden war, das in die Ephel Dúath, das Schattengebirge im Westen Mordors, hineinführte, barg sie von Anfang an eine kritische Lage und so wundert es nicht, dass sie Saurons erstes Ziel darstellte, als dieser sich im Jahr 3429 Z.Z. wieder zu rühren begann.
Mit dem Haupttor nach Norden ausgerichtet, ist Minas Ithil von einer hohen Mauer umgeben, und die darin liegenden Häuser ziehen sich auf dem Sockel, auf welchem sich die Stadt befindet, hinauf bis zu der höchsten Ebene der Festung. Dort befindet sich ein großer Platz, auf dem der Turm des Mondes, ein hohes, silbrigweißes Gebäude mit einem Mond auf der Spitze, steht – dort wurde auch einer der Palantíri aufbewahrt. Vor diesem Turm pflanzte Isildur auch einen Schößling des Weißen Baumes von Númenor, Nimloth, dessen Samen er vor dem Untergang der Insel zu retten vermochte und aus dessen Linie alle Weißen Bäume von Gondor stammen sollten.
Da die Stadt ganz symbolisch für den Mond galt, wurde sie dementsprechend gestaltet, dass sich während der Nacht das Mondlicht beeindruckend in den silbrigen Bauten aus weißen Marmor spiegelt. Das ganze Land östlich des Anduins, welches die Stadt umgibt, wird Ithilien, Mondland, genannt, die Lage der Stadt wurde aber in erster Linie aus strategischen Gründen erwählt, um den oberhalb der Stadt liegenden Pass, Cirith Ungol, zu sichern.
Als der Hexenkönig nach dem Ende des Hexenreiches von Angmar nach Norden floh und nach Mordor kam, sammelte dieser zwei Jahre lang seine Kräfte, nachdem er die anderen Nazgûl dorthin gerufen hatte. Im Jahre 2000 D.Z. griff er schließlich Minas Ithil an und belagerte die Stadt, die er in diesem Zuge weitere zwei Jahre später für sich gewinnen und ins Dunkle stürzen konnte. Der Palantir der Stadt ging indes in Saurons Besitz über. Es heißt, dass sich in dieser Zeit der Name der Stadt, die von da an Angst und Schrecken verbreiten sollte, in Minas Morgul, Turm der schwarzen Magie, wandelte, wenn die Leute davon sprachen.
Minas Morgul entspricht nach wie vor der ursprünglichen Bauweise Minas Ithils, allerdings ist die einstige Schönheit dem blanken Schrecken gewichen. Die Spitze des Turmes dreht sich langsam umher wie ein riesiger, gespenstischer Kopf und um die Mauern der Feste flackert ein geisterhaftes Licht. Im Morgultal, das auf der Westseite des Ephel Dúath liegt, wachsen aufgrund der Nähe zu der Stadt nur giftige Pflanzen; auch der Morgulbach ist giftig.
Als der Ringkrieg beendet und Minas Morgul nicht nur dem Hexenmeister, sondern auch seinem Stadthalter und dessen düsteren Bewohnern beraubt worden war, war die Stadt jedoch keineswegs von der dort stattgefundenen Verderbnis gereinigt. Das darin liegende Grauen ist mit keinen Maßnahmen dieser Welt mehr zu vertreiben und so gibt es mittlerweile Gespräche, die sich mit der kompletten Zerstörung der Stadt befassen, um sie dem Erdboden gleichzumachen.